Hör mal, wer da hämmert!

Nach ein paar Tagen des Erholens und Verschnaufens waren alle Helden wiederhergestellt, und von dem schwächenden Effekt der Schatten war nichts mehr zu merken. Zeit, weiter in die Tiefe der Binge vorzudringen und herauszufinden, von wem das fortwährende Hämmern stammte, das mit seinem pausenlosen Tag-Nacht-Rhythmus zum ständigen Begleiter der Gefährten geworden war. Zumindest hatten sie eine ziemlich genaue Vorstellung, wo das Hämmern herkam – schon deswegen, weil sie so ziemlich alle anderen Gebiete längst aufgeklärt hatten. Aber das alte Tagebuch berichtete von einer künstlich hochgezogenen Wand, und unten in dem wassergefüllten Schacht war eine Stelle, wo nach allen Regeln der Symmetrie eine Öffnung hätte sein müssen, also: Her mit der Spitzhacke, nieder mit dem Gestein!

Wenn das nur so einfach gewesen wäre! Denn da war ein klitzekleines Problem: Die falsche Wand schloß direkt mit dem Schacht ab, es gab keine Möglichkeit zum Stehen, und an einem meterlangen Seil baumelnd mit der Spitzhacke ein Loch hauen ist keine leichte Sache. Möglich ja, einfach nein. Aber zum Glück waren die Gefährten ja zu fünft, und damit ließ sich diese logistische Glanzleistung dann doch stemmen. Kevan wurde in den Schacht hinabgelassen, von oben gehalten, von der gegenüberliegenden Seite aus gesteuert, und im Laufe eines für alle Seiten anstrengenden Tages gelang des dem Kämpfer dann tatsächlich, ein Loch in das Gestein zu hauen. Zumindest die Stelle hatten sie also richtig erraten, die Frage war nur: Was lag dahinter?

Kevron bibberte mit jedem Schlag, daß Kevan das Loch auch wirklich groß genug für alle machen würde. Denn wenn das Ganze wieder auf “Der Schmalste muß vorgehen” hinauslaufen sollte, mußte er ganz allein an einen Ort, den eine Gruppe sicher nicht schwacher und hilfloser Zwerge nicht ohne Grund lieber dichtgemacht und abgeriegelt hatte. Das, was da hämmerte, mußte also besonders fies sein und besonders mächtig und nichts, dem man gern allein gegenüberstehen wollte. Eigentlich traute sich der Magier noch nicht einmal in Begleitung seiner Gruppe in die Räume hinter der Wand, aber nachdem dann einmal ein hinreichend großes Loch für alle da war, hatte er keine Argumente mehr, zumindest keine, auf die irgendwer auch nur einen Pfifferling gegeben hätte. Nachdem sie sich dann alle durch die Öffnung gewunden hatten, blieb also nur noch eine Möglichkeit, die eigene Haut etwas in Sicherheit zu bringen: Der Schurke mußte vorschleichen.

Hier enden die Aufzeichnungen abrupt. Das weitere Schicksal der Zweiklippen-Runde ist in Vergessenheit geraten. Aber vieles deutet darauf hin, dass dies ohnehin das letzte Mal war, dass die Gruppe zusammenkam. Die wirkliche Welt hat uns eingeholt. Andere Systeme verhießen andere Abenteuer – keines von ihnen wurde mehr aufgezeichnet. Aber man darf niemals nie sagen – und mit neuen Mitspielern kam, nur dreizehn Jahre später, eine neue Runde von Pfadfindern zusammen …

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